Die Absprungrate ist ein viel diskutiertes Thema, gilt sie nicht nur als eine schmerzliche Verlustquote möglicher treuer neuer Leser sondern mittlerweile unlängst auch als nicht zu vernachlässigender Rankingfaktor im Rahmen der Suchmaschinenoptimierung.
Dabei haben wir schon 2009 darüber berichtet, dass Google die Klicks auf ausgehende Links sehr genau erfasst und auch unabhängig des Google Analytics Einsatzes z.B. mit der Zurückkehr auf die Suchergebnisseite weiß, dass das zuvor angeklickte Ergebnis die Suchanfrage offensichtlich nicht zufriedenstellend bedient hat. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen 10 Tipps vorstellen, mit denen Sie die Absprungrate Ihrer Wordpress-Blogs drastisch senken können.
Eine realistische Absprungrate ermitteln
Zunächst ist es wichtig, dass man sich über die Bedeutung der Absprungrate allgemein im Klaren ist. Die Absprungrate beziffert die Quote an Nutzern, die nach dem Einstieg keine weitere Seite aufgerufen haben. Davon ausgehend kann man also auch die These aufstellen, dass eine hohe Absprungrate nicht immer nur negativ interpretiert werden kann, sondern die Nutzer eventuell auch einfach auf kürzestem Wege die gewünschte Information gefunden haben.
Um somit einen realistischeren Wert der Absprungrate gerade in Blogs zu erfassen, ist es sinnvoll, nur solche Besucher als Absprung zu erfassen, die einen Artikel offensichtlich auch gar nicht erst gelesen haben. Als gute Richtwerte dienen hier 5-10 Sekunden Aufenthaltsdauer. Über folgenden Event-Aufruf kann die Erfassung im Google Analytics angepasst werden:
Code Beispiel Universal Analytics (analytics.js):
setTimeout("ga('send', 'event', {'eventCategory': 'NoBounce', 'eventAction': 'Over 10 seconds'})",10000);
Code Beispiel Classic Analytics (ga.js):
setTimeout("_gaq.push(['_trackEvent', 'NoBounce', 'Over 10 seconds'])",10000);
Realated Posts richtig platzieren & inszenieren
Das Plugin WordPress Related Posts wird den meisten Bloggern kein fremdes Plugin sein. Die Platzierung dieser thematisch ähnlichen Beiträge, die zumeist auf Basis der Tags identifiziert werden, sollte allerdings unmittelbar im Lesebereich des Beitrages erfolgen und sich von der Gestaltung & Kontrast nicht großartig von den Links des Artikelinhalts abheben.
Einige Wordpress Themes bieten z.B. die Möglichkeit dieses Related Posts in der Sidebar anzuzeigen. Hier werden sie jedoch von den Nutzern, deren Informationsbedürfnis als solches bedient ist, aber nur selten wahrgenommen.
Bei Responsive Themes sollte man zudem darauf achten, dass die verwandten Artikel noch vor der Beschreibung des Blogs oder Autors unter dem Artikelinhalt angezeigt werden.
Wir setzten noch eine etwas aktivierendere Form ein. So prüfen wir z.B. wann die verwandten Beiträge in das Sichtfeld des Nutzers gelangen und heben diese dann einmalig hervor. Wie man prüfen kann, ob ein Seitenelement im Sichtfeld des Nutzers liegt, haben wir kürzlich bekannt gegeben.
Mittlerweile kann man die Related Posts auch individuell pro Artikel definieren. Dies als festen Bestandteil des redaktionellen Prozesses aufzunehmen ist insbesondere dann sinnvoll, wenn man relativ viele Beiträge zu den selben Themengebieten erstellt hat und verhindern möchte, dass Nutzer auf Artikel weitergeführt werden, dessen Inhalte nicht mehr zeitgemäß sind. Denn spätestens dann würden die Nutzer vermutlich aussteigen. Dies gilt natürlich nicht für eher zeitlose Themen & Tipps.
Blogs mit Caching-Plugin beschleunigen
Wie wir kürzlich berichtet haben, spielt die Webseitengeschwindigkeit nicht nur im Bereich der Suchmaschinenoptimierung eine immer größere Rolle, sondern auch im Bezug auf die Nutzererfahrung. So springen z.B. ca. 40 % der Desktop-Besucher nach einer Ladezeit über 3 Sekunden ab.
Mit dem beliebten Caching Modul WP Super Cache kann man die Ladegeschwindigkeit seines Blogs zumeist um 1-2 Sekunden reduzieren. Hierzu werden verschiedene Caching Methoden angeboten (ModRewrite Caching, PHP Caching & Legacy Page Caching). Wir können aus eigener Erfahrung sagen, dass sich das ModRewrite Caching im Vergleich zum PHP Caching in jeden Fall bewährt hat und noch einmal einen deutlichen Speedboost brachte. Das Plugin WP Super Cache generiert so für jede Seite eine eigene HTML-Datei auf die per ModRewrite verwiesen wird und die Rechenlast zur Ausführung des Wordpress Core entfällt. Ihr Hoster/Server und Besucher werden es Ihnen danken ;).
Sparsamer Umgang mit Werbeanzeigen
Auch wenn Google hierzu sicherlich kein gutes Beispiel ist, hat man Anfang 2012 ein Update eingespielt, welches zu viel Werbung insbesondere vor dem eigentlichen Inhalt und im direkten Sichtfeld (Above-the-fold) abstraft. Aber auch Nutzer finden somit nicht auf einen Blick die gewünschten Informationen und springen in Folge ab.
Auch im Artikel selbst sollte mit Werbeanzeigen schonend umgegangen werden. Gerade blinkende Banner stören den Lesefluss und lassen bei dem Nutzer alles andere als ein positives Nutzererlebnis zurück. Warum sollten derart genervte Nutzer weitere Seiten besuchen wollen? Relevante, dezent platzierte Werbeanzeigen versprechen nicht nur höhere Klickraten (CTR), sondern werden von Nutzern auch akzeptiert.
Ein nutzerfreundliches Layout (Responsive Design)
Wie ich unter anderem in der SEO Zusammenfassung der KW47 beschrieb, zeigt Google nun auch an ob eine Seite für Mobilgeräte optimiert ist. Gute Blogartikel werden gerne im Social Media Umfeld geteilt bzw. via RSS Reader Apps gelesen. Die Mehrheit dieser Nutzerschaft greift mit einem Mobile Device auf die Seite zu. Dementsprechend wichtig ist es, seine Seite für diese Geräte zu optimieren und beispielsweise auf ein Theme zurückzugreifen, welches responsive ausgelegt ist.
Möchte man sein Blog Layout nicht anpassen, können Plugins wie WP Touch Abhilfe schaffen. Hier wird bei einem Zugriff über ein mobiles Gerät ein anderes mobile optimiertes Theme angezeigt. Ich persönlich hatte im Testlauf mit diesem Plugin allerdings Probleme in Verbindung mit WP Super Cache, obwohl die beiden Plugins offiziell angeblich zusammen funktionieren und es für WP Super Cache extra eine WP Touch Erweiterung gibt, die aktiviert werden kann. Trotz aller Versuche wurde bei mir oftmals nur eine Variante gecached: Also entweder die Desktop oder Mobile Version und dann geräteunabhängig ausgeliefert, was natürlich nicht wünschenswert ist. Somit habe ich mich letztlich für ein responsive Theme entschieden und dieses entsprechend meiner Bedürfnisse angepasst.
Hilfreiche & aktuelle Inhalte veröffentlichen
Gerade Blogs die ich über die Jahre verfolgt habe, hatten auf Dauer eins gemeinsam: Die Tipps wiederholten sich nach einer gewissen Zeit. Alte Inhalte wurde quasi unter neuem Thema wieder aufgewärmt. Dies verschreckt auf Dauer nicht nur Stammleser, sondern auch Nutzer die über verschiedenste andere Kanäle zum Blog kommen. Es spricht nichts dagegen, ein Titelthema zu wählen, welches vielleicht schon in anderen Blogs thematisiert wurde. Aber die Inhalte müssen eine erkennbare persönliche Interpretation aufweisen, idealerweise in die Tiefe gehen und mit aktuellen Informationen angereichert werden. Oberste Prämisse sollte sein, die Inhalte für die Leser-Zielgruppe zu schreiben. Wer heutzutage noch für die Suchmaschinen schreibt, disqualifiziert sich auf kurz oder lang selbst und braucht sich über hohe Absprungraten nicht zu wundern.
Ein übersichtlicher Navigationsfluss
Der Fokus bei jedem Layout sollte auf dem Inhalt liegen. Hier spielt in Blogs die Musik. Ich sehe leider immer wieder Blogs, welche sich offensichtlich mit der Gliederung Ihrer Informationsstruktur schwer tun. Die Folge sind 10-20 Links in der Hauptnavigation. 10-30 in der linken Sidebar und rechts neben dem Inhaltsbereich geht es nicht selten weiter.
Mögen geübte Stammleser vielleicht noch damit zurecht kommen, ist dies für viele neue Leser ein Stressfaktor. Es liegt in unserer Natur, dass wir die Situation überblicken wollen. Dies geht allerdings nicht, wenn unser Kurzzeitgedächtnis mit der Anzahl an Links überfordert wird.
Der daraus resultierende unterbewusste Stressfaktor sorgt im ersten Schritt dafür, dass der Fokus des eigentlichen Inhalts verloren geht und die Nutzer schnell abwandern. Im zweiten Schritt könnte sich eine gewisse Linkblindheit einstellen, ähnlich wir dies aus dem Werbeumfeld mit Bannern kennen und die entscheidenen Navigationselemente, werden letztlich nicht mehr wahrgenommen.
Wenn es viele Themenpunkte & Informationsseiten gibt, denkt über den Einsatz einer Multi Level Navigation nach und strukturiert eure Informationsstruktur grundlegend. Viel mehr als 4-5 Hauptnavigationspunkte sollte es dann nicht mehr benötigen.
Externe Links im neuen Tab aufrufen & messen
Wenn externe Links in einem neuen Tab geöffnet werden, bleiben die Nutzer länger auf der eigenen Seite und blicken vllt. im Anschluss doch noch über die ähnlichen Artikel. Weiter würde ich diese Form der Verlinkung in Blogs zu einem Usability Faktor zählen. Denn meist wird in einem Blog Artikel heraus auf eine externe Seite verlinkt. Wenn ein Nutzer einen Link anklickt, kann es aber durchaus sein, dass dieser den Artikel noch nicht zuende gelesen hatte. Externe Links in einem neuen Tab zu öffnen kann einfach über das Plugin Link Indication realisiert werden.
Die Klicks auf externe Links können weiterhin erfasst werden um so das Informationsbedürfnis der Nutzer auf einer anderen Ebene auszuwerten und verlinkte Inhalte eventuell einmal selbst anbieten zu können, was Nutzer auf der eigenen Seite halten würde und sofort die Absprungrate senkt.
Sparsamer Umgang mit Popups & Layern
In letzter Zeit erfreuen sich sogenannte Exit Layer steigender Beliebtheit. Dies sind Layer, welcher vor dem Verlassen der Seite noch einmal ein Angebot oder ähnliches präsentieren. Meistens ist dies an einen E-Mail Opt-In geknüpft.
Ich persönlich empfinde diese Popups oder Layer, wie wahrscheinlich viele, einfach nur als störend und wenn dann das geschlossene Angebot zwischen zwei Seitenaufrufen nicht einmal gespeichert und mehrmals angezeigt wird, ist der Tiefpunkt der Nutzererfahrung fast erreicht.
Ich habe mich zur Gewinnung neuer RSS Abonnenten und Aufbau einer Empfängerliste für einen dezenten Einbau einer Opt-In Box im Artikel nach dem ersten Absatz entschieden. Wird die E-Mail Adresse eingetragen und abgesendet, geschieht die Eintragung über einen Ajax Request und der Nutzer kann ohne zunächst auf eine externe Seite geleitet oder in seiner Nutzerführung durch einen Layer behindert zu werden in aller Ruhe Weiterlesen. Kurzfristig mag man also vielleicht mit Exit Layern die Absprungrate senken, doch gerade für Blogs ist es meiner Meinung nach langfristig gesehen nachhaltiger auf eine positive Nutzererfahrung zu setzen.
Artikeltitel & deren Verlinkung
Ein sehr ausschlaggebender Punkt um Nutzer zum Weiterlesen zu animieren, sind interessant formulierte Überschriften. Gerade durch das Beispiel Heftig.co wurde in vielen redaktionellen Umfeldern die Macht der Überschriften neu entdeckt. Zu reißerische Überschriften, die letztlich eine Erwartungshaltung schüren, die nicht erfüllt wird, sorgen aber auch nicht gerade für Stammleser, sodass ein guter Kompromiss geschlossen werden muss.
In vielen Wordpress Themes wird im Footer einer Artikelseite auf den letzten vorangegangenen und neueren Artikel verwiesen. Hierzu sollte man als Linktext idealerweise den Titel des Artikels nutzen und auf nichtssagende generische Verweise wie z.B. "Vorheriger Artikel" verzichten.