Google Chrome Jubiläumsversion mit ungewünschter Überraschung
Google arbeitet bekanntlich intern beständig an einem URL-Ersatz, vielleicht auch nicht aus ganz ureigenen Beweggründen des eigenen Suchdienstes. Eine wirkliche Lösung bzw. Ersatz kann man hierzu bisweilen noch nicht vortragen. Es würde sicherlich weitaus leichtere Baustellen geben, bei denen die Lösung auf der Hand liegt, etwa wenn es zum Beispiel darum geht Webseitenbetreibern die Möglichkeit einzuräumen, selbst darüber mitzubestimmen, welche Formulare automatisch ausgefüllt werden sollen oder nicht. Doch auch hierfür gibt es nach wie vor keinen browserübergreifenden Standard. In einem ersten Schritt wurden nun für die Google Chrome 69 Jubiläumsversion zum 10. Geburtstag nicht nur rund 40 Sicherheitslücken geschlossen und dem Browser ein neues Design verpasst, sondern auch ein recht umfangreicher Eingriff in die Adressleiste vorgenommen, welcher viele technisch versierte Internetnutzer ärgert und aus Sicht der Mehrheit einen nicht unerheblichen Eingriff in das Verhalten & Verständnis darstellen dürfte, wie Nutzer im Internet agieren.
Warum die URL kein Spielzeug der Browser werden darf
Neben dem Protokoll werden künftig auch Subdomains wie www. oder m. initial nicht mehr angezeigt. Aus einer vollständigen URL wie https://www.webcellent.com wird webcellent.com. Gerade für Webentwickler oder Online-Marketing-Manager ist es jedoch ganz und gar nicht unerheblich ob vor dem Hostname ein www. steht oder nicht oder welches Protokoll zum Einsatz kommt, beispielsweise wenn es im Rahmen der Online-Marketing-Betreuung um die Überprüfung von Redirects, Duplicate Content usw. geht. Doch auch grundsätzlich ist https://www.webcellent.com eben nicht das Gleiche wie https://webcellent.com - es sind aus technischer Sicht zwei vollkommen unterschiedliche Adressen, wenn auch mit in diesem Fall gleichen Protokoll, Domain und TLD (Top-Level-Domain = Endung von Webadressen), so könnten sich dahinter vollkommen unterschiedliche Inhalte verbergen. Dies ist gilt z. B. für die URLs http://www.pool.ntp.org und http://pool.ntp.org. Leitet die erste Variante auf die Projektwebseite, gelangt man mit der anderen URL auf den nächstgelegenen NTP-Server des Projektes. Auch wird offenbar derzeit noch selbst dann der www. Anteil aus der URL gestrichen, wenn davor noch ein weiterer Domainteil steht, was nun wirklich nicht zur Minimierung der Verwirrung rund um das URL-Verständnis in der breiten Allgemeinheit zur Bekämpfung von Phishing-Angriffen usw. beiträgt.
Vollständige URL mit Protokoll und Subdomain wieder anzeigen
Leider kann man dieser Entwicklung aktuell nicht anders begegnen, als wie viele zu hoffen, dass von Seiten Google eingelenkt wird. Zumindest für alle die solang nicht warten möchten, gibt es eine Zwischenlösung, vorzeitig zur vollständigen URL-Ansicht zurückzukehren:
- chrome://flags/#omnibox-ui-hide-steady-state-url-scheme-and-subdomains in die Adressleiste eingeben
- Omnibox UI Hide Steady-State URL Scheme and Trivial Subdomains -> Disabled
- Neustart des Chrome Browsers
Update: Google hat sich die Kritik der Community zu Herzen genommen und die Änderung der gekürzten URL-Darstellung mit Chrome Version 69.0.3497.92 wieder rückgängig gemacht.